Leseprobe "Verkorkster Heiligabend"

   Gelangweilt saß Maik Storm in der Hotellobby des Burghotels mitten im verschneiten tiefen Westerwald und wartete auf seine Chefin, die mit ihrem Klienten zu einem Meeting in der Verwaltung saß und ein Beratungsgespräch führte. Dabei wäre er viel lieber schon bei seinen Eltern gewesen, um mit ihnen den Heiligabend zu feiern. Aber sein Job als Chauffeur bei Elisabeth Saunders vermieste ihm dieses kleine Glück der Weihnachtsfreude. Ausgerechnet an so einem Tag. Was nur konnte so wichtig sein, dass man es nicht hätte auf das nächste Jahr verschieben können? Und das auch noch bei diesen momentan schlechten Wetterverhältnissen. Den ganzen Morgen schneite es schon und hatte die Landschaft in ein weißes Kleid gehüllt. Im Grunde lieferte die Wetterlage die optimale Bedingung, um ein schönes Weihnachtsfest bei Lebkuchen und Glühwein zu feiern. Aber Geschäftsleute kannten nun einmal keine Gnade; und wenn es um einen guten Abschluss ging, der eine Menge Kohle verhieß, setzte auch seine Firma alles daran, das Geschäft zügig abzuwickeln, bevor ein anderer ihnen den Auftrag wegschnappte. Da stand die Weihnachtsromantik nun mal an zweiter Stelle. Dabei sah Maik in diesem Fall keinerlei Gefahr, dass den Saunders ein Vorteil verloren gehen könne. Das Burghotel, am höchsten Standort im Westerwald, stand schon seit Jahren auf der Kundenliste und nahm immer wieder gerne die Beratung von Saunders Industries in Anspruch und ist auch nie enttäuscht worden. Und mal ganz ehrlich, was konnte über die Feiertage so wichtig sein, dass eine Beratung beanspruchte?  

 

   Die junge und hübsche Frau von der Lobby kam erneut auf Maik zumarschiert. An diesem Vormittag war sie der einzige Lichtblick und teilte mit ihm ein ähnliches Schicksal. Genauso wie er musste sie ihren Dienst hier im Hotel ableisten. So, wie es halt Menschen gab, die unbedingt Geschäfte abwickeln wollten, so gab es auch jene, die über diese Feiertage ihren Urlaub genossen in winterlich, romantischer Idylle.
   Warmherzig lächelnd schaute die junge Frau auf ihn nieder. »Herr Storm«, sprach sie ihn sanft an, »kann ich Ihnen noch etwas bringen?«

 

   Kontrollierend ließ Maik seine Blicke auf dem niedrigen Tisch vor ihm wandern. Eine Schale mit Plätzchen stand dort, neben einem Teller mit bunt gemischten Süßigkeiten. Eigentlich fehlte es ihm an nichts, außer einem guten Drink. Aber da lag leider noch die lange Heimfahrt vor ihm, die er noch bewältigen musste und das an diesem ziemlichen verschneiten Tag, der besonders viel Fahrkünste von ihm abverlangte. Aber trotz seiner schlechten Laune blieb Maik höflich, zumal die junge Frau sehr freundlich mit ihm umging und auch sehr hübsch dazu aussah.

 

  »Wenn ich noch einen Kaffee haben könnte?«, fragte er höflich.

 

  »Selbstverständlich«, antwortete sie liebevoll, beugte sich vor und griff nach seiner Tasse. Erneut konnte er einen kurzen Einblick in ihr Dekolletee erhaschen. Ein strammer Busen, der ihm einen kleinen Moment der Glückseligkeit vermittelte. In seinen Gedanken malte er sich aus, die junge Frau an die Hand zu nehmen und zu fliehen, um dem Arbeitsalltag zu entkommen. Sie würde ihn wahrscheinlich auch als ihren langersehnten Retter ansehen.

 

   Nicht das Maik ein Frauenheld gewesen wäre, aber mit seinen 29 Jahren war er ein gestandener Kerl und sportlich gut durchtrainiert, was daher rührte, dass er zweimal in der Woche auf dem Fußballfeld stand, sofern sein Job es zuließ. Seit drei Jahren jedoch wurden seine Trainingseinheiten immer rarer. Neben seiner eigentlichen Tätigkeit als Mechatroniker, wo er bei den Saunders den Fuhrpark wartete, durfte er nebenher den Chauffeur für Junior-Chefin Elisabeth mimen. Nicht immer ein Vergnügen, wenn Feiertage dabei zum Opfer fielen, aber dafür wurde er wenigstens anständig entlohnt, obwohl er viel lieber gesehen hätte, Senior-Chefin Saunders würde endlich ihre Zusage einlösen und den Meisterkurs bezahlen und ihm die Werkstatt  überlassen. Aber sie dachte gar nicht daran, ihn von seinen Fahrdiensten zu erlösen.

 

 

 

Maik schwelgt etwas in Erinnerungen und führt sich sein erstes Aufeinandertreffen mit Liz vor Augen

 

 

 

   Mit einem kräftigen Klopfen meldete er sich an und wurde von einer sanften Stimme hereingerufen. Eine junge und hübsche fremde Frau saß im Vorzimmer. Frau Doberschütz hieß die Dame, so wie das Namensschild auf dem Schreibtisch ihm verriet. Elisabeth Saunders neue Sekretärin resümierte Maik. Verzückt musste er ein begeisterndes Pfeifen zurückhalten, als er an ihren Schreibtisch trat. Mit ihrer schlanken Figur, ihrer eleganten Kleidung und ihrem brünetten welligen Haar, das auf ihren Schultern lag, glich sie einem Modell, und da Maik wusste, dass in der Firma nur begabte und überqualifizierte Mitarbeiter eingestellt wurden, hielt er sie zudem auch noch für sehr intelligent.

 

   Er lächelte die junge Frau freundlich an. »Maik Storm«, stellte er sich vor und reichte der Frau seine Hand, die ihn ebenfalls nett grüßte, »Sie sind neu hier?«, setzte er gleich eine neugierige Frage nach, wobei er mächtig seinen Charme herauskehrte.

 

   Etwas irritiert nickte Doberschütz. »Ja.«

 

   »Fein«, lächelte Maik, »dann sehen wir uns ja künftig öfters.«

 

   »Das wird sich wohl nicht verhindern lassen«, antwortete sie geschäftig und schaute ihn streng an, »ich hoffe, mir bleiben dann Ihre Flirtversuche erspart.«

 

   Maik fuhr ermahnt zusammen. Verdammt, dachte er, er hatte wirklich mit ihr geflirtet. Das sollte er in der Firma dringend vermeiden, vor allem bei neu eingestellten Kolleginnen, von denen man nicht einmal wusste, ob sie verheiratet waren. »Ich soll hier etwas abgeben«, lenkte er das Thema auf den eigentlichen Grund seines Besuches und deutete zur Bürotür, die in Veras altes Büro führte. »Ist Frau Saunders in ihrem Büro?«, hakte er nach, um nichts unversucht gelassen zu haben, mal einen Blick auf seine neue Chefin werfen zu können.

 

   »Nein«, antwortete Doberschütz, »das Büro wird renoviert.«

 

   »Aber Frau Saunders Junior gibt es?«, forschte er wissbegierig nach.

 

   Mit vorgezogener Schnute und etwas irritiert schaute Doberschütz nachdenklich zu Maik auf. »Ja«, bestätigte sie.

 

   »Schön«, antwortete er zufrieden, »ich hatte immer geglaubt, die Frau existiert bei den Saunders nur in deren Phantasie.« Er musste lachen. »Und?«, hakte er gespannt nach, »sieht sie wirklich so gut aus, wie ihre Eltern behaupten, oder gleicht sie eher der Mutter.«

 

   Zunächst zuckte Doberschütz unschlüssig mit der Schulter und war schon mächtig irritiert, mit welcher Offenheit er mit seiner persönlichen Einschätzung der Chefin gastierte. »Ja«, sagte sie dann entschlossen, »ja, ich denke man kann sie als gut aussehend bezeichnen.«

 

   Maik schaute die junge Frau kurz fest an. »So wie Sie?«, schmeichelte er und erhielt ein rügendes Räuspern zur Antwort.

 

   »Sie versuchen es schon wieder.«

 

   Entwaffnend erhob Maik seine Hände. »Sorry. Ich bin nur wahnsinnig neugierig.« Er verzog sein Gesicht zu einem versöhnlichen Lächeln. »Immerhin habe ich jahrelang ihren Wagen gewartet, ohne sie jemals gesehen zu haben.«

 

   »Dann will ich Ihnen das mal nachsehen«, sagte sie verständnisvoll.

 

   Ihre Antwort kam bei Maik wie ein Freibrief an, der ihm erlaubte sie weiter auszuhorchen. »Ist sie nett?«, bohrte er nach, »oder...?«, er verschluckte vorsichtshalber den Rest vom Satz.

 

   Doberschütz stieß verblüfft Luft aus. »Ich komme gut mit ihr klar«, entgegnete sie, woraus Maik schloss, dass mehr ein gezwungenermaßen gutes Zurechtkommen bestand. Er ging nicht näher drauf ein.

 

   »Na dann«, sagte er, »versuch ich später nochmal mein Glück.« Er salutierte ihr vergnügt zu. »Frau Doberschütz«, nannte er sie gewichtig, »einen schönen Tag noch.« Er wandte sich zackig ab.

 

   »Saunders«, verbesserte die junge Frau und bewog Maik damit zur Umkehr.

 

   Irritiert zog er seine Brauen zusammen und beäugte das Namensschild auf dem Schreibtisch. Trockenheit blockierte seine Stimme und erst nach mehrmaligem Schlucken wiederholte er den Namen. »Saunders?«

 

   »Elisabeth Saunders«, vervollständigte sie ihren Namen und schaute ihn dabei streng an.

 

 

 

 

 

Maiks Gedanken werden unterbrochen

 

 

 

Unruhig schaute Maik auf seine Armbanduhr, als die nette Hotelangestellte ihm den Kaffee vorsetzte. Dabei entging ihm, ihr ins Dekolleté zu schauen, aber seine Sorge um den Rückweg überwog in diesem Moment. Wenn Liz sich jetzt nicht endlich von ihrem Verhandlungspartner löste, konnte er für eine sichere Heimfahrt nicht mehr garantieren.

 

   Plötzlich kam Liz mit ihrem Verhandlungspartner durch die Lobby marschiert und steuerte schnurstracks auf ihn zu. Maik kannte diesen Herrn mittlerweile sehr gut, weil er zur Stammkundschaft der Saunders gehörte. Ein Typ Mann, den Maik nicht sonderlich schätzte.

 

   Hubert Heg gehörte zu einer Gattung Mann, die glaubte, bedingt durch ihren Reichtum allen Frauen unter den Rock fassen zu dürfen. Bei Liz versuchte er es auch unentwegt, weil er befand, als Stammkunde ein Anrecht darauf zu besitzen. Sah es sozusagen als Kundenbonus an. Um Hubert als Kunden nicht zu verlieren, spielte Liz immer mit, wand sich aber im Nachhinein stets mit einer geschickten Ausrede heraus.

 

   Huberts anzügliche Art widerstrebte Maik, die ihm jedes Mal die Gänsehaut über seinen Rücken fahren ließ, wenn er nur annähernd darüber nachdachte, welche Absichten dieser Lustmolch hegte. Und so, wie sich Hubert gab, glaubte er auch im Adonis-Körper zu stecken. Dabei erfüllte er nicht eine einzige dieser Kriterien.

 

   Hubert sah für seine 49 wesentlich älter aus als der durchschnittliche Mann. Er trug sein dünnes Haar platt nach hinten gekämmt, dabei hätte ihm eine Vollglatze wesentlich besser gestanden. Darüber hinaus litt er unter Fettleibigkeit und neigte zu schnellem Schwitzen.

 

   Maik war sogleich aufgestanden als Liz mit Hubert plötzlich auf ihn zukam.

 

   »Maik, wir essen hier noch«, teilte Liz ihm mit und warf einen kurzen Blick auf ihren Vertragspartner, »Herr Heg hat uns beide eingeladen.«

 

   Auch wenn Maik die Einladung sehr schmeichelhaft empfand, so konnte er seine Sorgen der Witterung wegen nicht abschalten und dies teilte er mit besorgter Miene auch mit. »Es schneit, wir sollten die Rückfahrt nicht zu lange hinauszögern.«

 

   Hubert klopfte Maik vertrauensvoll auf die Schulter. »Machen Sie sich da mal keine Sorgen.« Er gestikulierte lässig umher. »Ich habe die Suite noch frei.«

 

   Die Suite ist noch frei. Natürlich war sie noch frei. Für Liz und ihn, und er selber durfte sich dann stundenlang mit Plätzchen, Schokolade und Kaffee begnügen und seinen Trieb nur mit ein paar verstohlenen Blicken ins Dekolletee seiner Lobbyangestellten befriedigen.

 

   Unbeirrt deutete Hubert mit einladender Gestik Richtung Hotelrestaurant, wobei er einen bedeutenden Blick auf Liz warf. »Möchtest du dich noch frisch machen?« Sein Angebot klang mehr nach einer Aufforderung.

 

   Um sich von Hubert für ein paar Minuten zu erholen ging Liz sogar sehr gerne auf seinen Vorschlag ein. Fortwährend redete er bei den Verhandlungen auf sie ein, um sie zu überzeugen, seiner Einladung in seine Blockhütte zu folgen. Immer wieder fasste er dabei nach ihrer Hand und schüttelte sie bekräftigend, so dass Liz ihrer Protokollpflicht kaum nachkommen konnte und ihren Einwänden setzte er keinerlei Bedeutung bei. Ließ nicht einmal gelten, dass Liz den Heiligabend lieber zuhause verbringen wollte. Sie konnte dabei nicht einmal verstehen, warum Hubert nicht mit seiner Familie feiern wollte.

 

   »Ach die Familie«, winkte Hubert ab, »die kommt doch erst morgen und Hilde ist mit ihren Freundinnen unterwegs.«

 

   Um den Auftrag nicht zu gefährden stimmte Liz schließlich zum Schein zu, wie sie es schön öfters praktiziert hatte. Normalerweise gab Liz keine leere Versprechungen ab. Ihr Wort galt, aber in solchen Fällen sah sie in ihren Ehrenworten keinerlei Verpflichtungen, schließlich nahmen es ihre männlichen Verhandlungspartner mit ihrem Ehe-gelöbnis ja auch nicht so genau. Wofür Liz nun gar kein Verständnis aufbrachte.

 

   »Aber du kommst dieses Mal bitte auch wirklich«, forderte Hubert mit Nachdruck.

 

   »Tut mir leid, aber ich konnte meinem Fahrer den Weg nicht mehr erklären», entschuldigte sich Liz und blinzelte ihn mit aufgesetztem Mitgefühl an, ihn so versetzt zu haben, »geografisch bin ich eine totale Niete.«

 

 

 

Hubert schaute Liz nach, wie sie zu den Waschräumen wanderte. Bei diesem Anblick stieg seine Anspannung ins Unermessliche an, was ihn leicht erregen ließ. Nun musste er Phase zwei starten, um Liz' Orientierungsmangel vorzubeugen. Dieses Mal wollte er nichts dem Zufall überlassen. Er stieß Maik an, legte vertrauensvoll seinen Arm um seine Schulter und führte ihn ins Restaurant. Nur wenige Gäste saßen an den Tischen und aßen.

 

   »Hören Sie«, fing Hubert fast flüsternd an und schaute sich verstohlen um, als vermutete er, seine Frau könne hinter ihm stehen, »ich habe mit Liz vereinbart, dass sie in meine Blockhütte kommt...«

 

   Perplex schaute Maik Hubert von der Seite an. »Heute?«

 

   »Ja. Sie müssen sie dort hinfahren.« Er kramte einen Zettel hervor und reichte ihn Maik. »Das ist die Wegbeschreibung mit Koordinaten. Sie haben doch sicher ein Navi.«

 

   Maik nickte bloß bedacht und verwirrt zugleich.

 

   »Fein«, freute sich Hubert und führte Maik an einen Tisch, der etwas abseits in einer Nische stand. Dann zog er einen Umschlag aus seiner Jacketttasche hervor und reichte ihn Maik. »Und das ist für Ihre Diskretion.« Wieder schaute er umher und führte dann seine Erklärungen fort. »Mein Bruder wird die Blockhütte etwas nett herrichten. Mit ihm werden Sie dann hier ins Hotel zurückfahren und mit einer Angestellten einen netten Abend verbringen.«

 

   Maiks Erstauntheit wuchs an. Was für ein frivoles Angebot, befand er, und sollte sich Liz wirklich diesem Lustgreis hingeben wollen? Er verdrängte den Gedanken, der aber dennoch einen Ekelschauer bei ihm auslöste. »Ich glaube kaum, wenn das so weiter schneit, dass wir die Hütte noch erreichen werden, geschweige ich ins Hotel zurückfahren kann«, meldete er Bedenken an.

 

   »Doch, doch, doch«, widersprach Hubert zuversichtlich, »der Weg zur Blockhütte wird von einem meiner Mitarbeiter freigehalten bis zum Parkplatz. Von da ab müssen Sie ohnehin noch ein Stück laufen. Mein Bruder fährt mit einem kleinen Räumfahrzeug durch den Wald. Mit ihm können Sie dann zurück.« Er schob Maik einen Stuhl zurecht. »Setzen Sie sich schon mal, ich muss da noch was klären.« Flux wandte sich Hubert um und wanderte aus dem Restaurant, bog gleich rechts ab und betrat ein Büro. Zielstrebig steuerte er auf einen Schreibtisch zu, an dem sein sehr viel jüngerer Bruder Jens saß. Er war sein Stiefbruder aus zweiter Ehe seines Vaters.

 

 

 

......

 

   Bedacht warf Hubert einen kurzen Blick über seine Schulter zur Tür, dann zog er ein Taschentuch hervor und tupfte sich die schweißnasse Stirn ab. »Ich habe heute noch ein Geschäftsgespräch«, fing er an zu erklären, »mit Liz Saunders«, setzte er bedeutsam nach mit einem gewissen Glanz in den Augen.

 

   »Ah«, kommentierte Jens zynisch, »verstehe.«

 

   »Nun ja«, erwiderte Hubert etwas nervös und setzte zu einer Begründung an, »wie du weißt, ist Hilde ja nicht da heute Abend; und warum sollte ich da den Abend alleine verbringen?«

 

   Beschwichtigend erhob Jens seine Hände. »Du bist mir keine Rechenschaft schuldig.«

 

   »Allerdings«, bekräftigte Hubert, »und Julia soll sich um den Chauffeur kümmern. Ich habe ihm einen netten Abend mit einer hübschen Dame versprochen. Er wird mit dir zurück ins Hotel fahren.«

 

   Entsetzt weiteten sich Jens Augen. »Was?«, brauste er auf, »du hast Julia verkauft?«

 

   »Was heißt hier verkauft?«, entrüstete sich Hubert, »es ist ein Job. Sie bekommt ohnehin eine Menge Schweigegeld.«

 

   »Das bist du ja selber schuld. Warum musst du denn auch ständig fremd gehen? Und dann benötigst du auch noch fremde Hilfe«, hielt Jens ihm vor, wobei ihm ein schauderhafter Gedanke kam, »hat Julia das schon öfters machen müssen?«

 

   Pikiert scheute Hubert zurück. »Nein. Aber irgendwann ist immer ein erstes Mal.«

 

   Jens konnte sich mit diesem Gedanken gar nicht anfreunden. »Können wir Julia da nicht irgendwie raus halten? Ich meine, sie ist doch keine Nutte«, versuchte er auf Hubert einzuwirken.

 

   »Ob Nutte hin oder her«, entgegnete Hubert gleichgültig, »außerdem ist sie mir nach ihrem Patzer noch einen Gefallen schuldig.«

 

   »Mein Gott, das hätte jedem passieren können«, verteidigte Jens die Angestellte, »außerdem bist du mit schuld. Wenn du nicht so umher gefuchtelt hättest, dann hätte Julia dir nicht den Cognac aus der Hand geschlagen, dann hätte dich das flambierte Eis nicht unter Feuer gesetzt. Außerdem ist ja nicht viel passiert.«

 

   »Nichts passiert!«, stieß Hubert wütend aus und fühlte sich immer noch peinlich berührt, »der Kellner hat mir eine Flasche Wasser über gegossen, ich sah ja aus wie ein begossener Pudel.«

 

   Jens sah dies weniger dramatisch. »Er hätte dich ja auch brennen lassen können.«

 

   »Widersprich mir nicht«, mahnte Hubert, baute sich in voller Größe auf und schaute herablassend auf seinen Bruder hinunter, »führ den Befehl aus und rede mit Julia. Wenn sie herum zickt fliegt sie raus. Und«, betonte er ausdrücklich, »Hilde darf nichts erfahren.«

 

   Dies musste Hubert nicht ausdrücklich betonen. Aber wie er nun auch noch Julia behandelte, trieb ihm ein Ekelgefühl in den Körper. Krampfhaft suchte Jens nach einem Ausweg, der jungen Angestellten diese Pein zu ersparen. In diesem Moment wurde bei Jens der Wunsch entfacht, einen neuen Job zu suchen oder gar ein eigenes Hotel zu führen, doch Hubert durchbrach seine Gedanken.

 

   »Ich möchte, dass du die Blockhütte herrichtest.«

 

   Bei dem Wort Blockhütte kam Maik eine Erleuchtung und noch nie hatte er in seinem Leben zuvor so klar gesehen, wie in diesem Moment. Ja, er würde Hubert die Hütte herrichten und es würde für ihn ein unvergesslicher Abend werden. »Die Blockhütte?«, hakte Jens hinterlistig nach und erhielt von Hubert ein hektisches Nicken, wobei er erneut seine Schweiß bedeckte Stirn abtupfte.

 

   »Das ist doch sehr romantisch«, befand Hubert.

 

   Bedacht nickte Jens und freute sich, wie sein Plan Gestalt annahm. »Ja«, bekräftigte Jens, »das ist wirklich sehr romantisch.«

 

   »Gut«, stieß Hubert zufrieden aus, »pass auf. In meinem Büro ist ein Kleidersack, da ist ein Kostüm drin, das legst du auf dem Sofa vor dem Kamin aus; ach ja, das Sofa musst du ausziehen und auch den Kamin anzünden. Richte es ein bisschen nett her.« Er tippte hastig auf seine Uhr. »Ich werde so gegen 17 Uhr in der Hütte eintreffen. Aber du musst dich beeilen. Nach dem Essen fährt Saunders schon los.«

 

   Nach dem Essen, durchfuhr es Jens Gedanken, was er als fast unmöglich einstufte, dies zu bewältigen. »Wie soll ich das denn schaffen?«, legte er Bedenken ein, »ich weiß doch gar nicht, was dort zu tun ist.«

 

   Als belanglos empfindend fuchtelte Hubert mit der Hand umher. »Julia kann dir ja helfen. Sie kennt sich aus.« Er tippte auf seine Uhr. »Ich verlass mich auf dich.« Schnell wandte sich Hubert um und verließ das Büro. Er wollte Liz nun nicht zu lange warten lassen.

 

   Und dass du dich verlassen kannst, schwor Jens gedanklich und grinste dabei diabolisch. Dieser Abend sollte für Hubert für immer unvergesslich werden, dafür würde er sorgen. Und Julia würde er als Komplizin bestimmt für seinen Plan gewinnen.   .......

 

 

 

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